Alternativmedizin
Unter dem Begriff der Alternativ- oder Komplementärmedizin werden Heilverfahren zusammengefasst, die sich als Ergänzung zur Schulmedizin verstehen. Akupunktur, Homöopathie und verschiedene Naturheilverfahren gehören zu den alternativen Behandlungsmethoden, die auch von Schulmedizinern anerkannt und eingesetzt werden.
Es besteht kein Zweifel darüber, dass die Heilungsschancen für Krebspatienten in den letzten Jahren - gerade bei den akuten Leukämien - enorm verbessert werden konnten. Grundlage dafür war eine intensive Forschungsarbeit, die zur Entwicklung neuer zielgerichteter Therapien geführt hat. Jeder dieser Therapieansätze wurde in kontrollierten Studien untersucht. Neue Medikamente mussten ein strenges Zulassungsverfahren durchlaufen, in dem Verträglichkeit und Wirksamkeit geprüft wurden, bevor sie bei Patienten Anwendung fanden. Solche Sicherheiten werden für Therapien außerhalb der Schulmedizin nicht gefordert.
Es gibt jedoch viele komplementärmedizinische Verfahren (z.B. TCM, Phytotherapie, Homöopathie), die auch von Schulmedizinern anerkannt und eingesetzt werden. Der Begriff Komplementärmedizin wird oft irreführend für alle therapeutischen und diagnostischen Methoden verwendet, die sich außerhalb der klassischen Schulmedizin bewegen. Traditionell gehören zu den Hauptvertretern der Komplementärmedizin neben der Pflanzenmedizin (Phytotherapie), die Homöopathie, die anthroposophische und traditionelle chinesische Medizin (TCM) sowie die Neuraltherapie. Die Komplementärmedizin versteht sich nicht als Alternative zur Schulmedizin, sondern vielmehr als deren Ergänzung (lat. complementum = Ergänzung).
Neben der Komplementärmedizin gibt es hunderte von Therapien und Methoden, die sich selbst als ganzheitlich, unkonventionell oder biologisch beschreiben. Diese Einteilung ist oft willkürlich und uneinheitlich. Die dahinter stehenden Therapien sind im schlimmsten Falle unseriös und sogar schädlich. Beispiele für solche Diagnose- oder Therapieverfahren sind u.a. Irisdiagnostik, bioelektronische Diagnostik, verschiedene spirituelle/esotherische Methoden, Sauerstoff-, Ozon-, oder Enzymtherapien, spezielle Krebs-Diäten usw. Der Phantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Gemeinsam ist diesen Methoden allerdings, dass ihre Wirksamkeit - anders als in der klassischen Schulmedizin - bisher nicht durch wissenschaftlich fundierte Studien belegt worden ist.
Können alternative Methoden Krebs heilen?
Eines ist sicher: Weder komplementärmedizinische noch alternative Heilmethoden bieten eine realistische Chance, Krebserkrankungen zu heilen!
Einige alternative Behandlungsverfahren können sinnvoll sein, wenn sie z.B. die Begleiterscheinungen der schulmedizinschen Therapie mildern, Selbstheilungskräfte aktivieren, Schmerzen lindern oder das Allgemeinbefinden verbessern. In jedem Fall muss der mögliche Nutzen einer komplementärmedizinischen Therapie gegen eventuelle Schäden und Risiken abgewogen werden (z.B. Misteltherapie bei Leukämie).
Was ist von so genannten "Wunderheilungen" zu halten?
Es ist nachvollziehbar, dass gerade die Patienten mit ernsten Erkrankungen oder Menschen, bei denen die Schulmedizin an ihre Grenzen stößt, Hilfe durch unkonventionelle Methoden suchen. Oft werden weder Kosten noch Mühen gescheut, solange Linderung oder gar Heilung in Aussicht gestellt wird. Die immer wieder in den Medien verbreiteten Berichte über "Wunderheilungen" tragen zum Glauben an diese Verfahren bei. Der Schulmedizin sind diese Ereignisse ebenfalls bekannt. Man weiss, dass es in extrem seltenen Fällen zu Spontanheilungen kommen kann, was nicht als Beweis für die Wirksamkeit einer bestimmten Therapie angeführt werden kann. Fallen solche Spontanheilungen zeitlich zufällig mit der Anwendung einer alternativen Therapie zusammen, wird eine Heilung oft fälschlicherweise als Therapieerfolg ausgewiesen.
Aus Studien mit Medikamenten ohne Wirkstoff (Placebos) ist außerdem bekannt, dass sich Krankheiten durch den so genannten Placebo-Effekt (also vermutlich durch Selbstheilungskräfte des Körpers, die durch den bloßen Glauben an das Medikament hervorgerufen werden) bessern können.
Schlussfolgerung
Gerade in der Leukämietherapie können realistische Heilungschancen einzig und allein durch die derzeitigen Standard(Chemo-)therapien bzw. die Stammzelltransplantation erzielt werden. Die größte Gefahr durch Inanspruchnahme unkonventioneller Methoden besteht darin, den Beginn einer wirksamen, konventionellen Therapie zu verzögerern oder gar zu versäumen.
Patienten, die daran denken, unkonventionelle Therapien in Anspruch zu nehmen, sollten im Gespräch mit ihrem behandelnden Arzt Nutzen und Risiken der entsprechenden Verfahren erörtern. Ebenso wichtig ist es, den Arzt über Substanzen zu informieren, die neben der schulmedizinischen Therapie eingenommen werden.
Informationsbroschüren
Erstellt von: Hehn (Informationszentrum) am 25.07.2014, letzte Änderung: 05.10.2015